Demokratie leben! Würzburg bringt in Zusammenarbeit mit dem Museum im Kulturspeicher (MiK) die Ausstellung Erinnern heißt verändern – Hanau 19. Februar 2020 in die Stadt. Die Rechercheagenturen Forensic Architecture und Forensis haben die Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Initiative 19. Februar Hanau, dem Frankfurter Kunstverein sowie dem Haus der Kulturen der Welt erarbeitet. Das MiK zeigt sie nun in aktualisierter und angepasster Form vom 18. Mai bis 1. September 2024.
Am 19. Februar 2020 wurden bei einem rassistischen Terroranschlag in Hanau neun Menschen ermordet: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Dieses Ereignis wirkt bis heute nach. Zahlreiche weitere menschenfeindliche Übergriffe folgten und folgen noch immer. Den Veranstaltenden ist wichtig, im Rahmen der Ausstellung einen Dialog über Rassismus, Gewalt, Macht und Behördenversagen zu ermöglichen – ein drängender Diskurs, wie er aktueller und nötiger nicht sein könnte. Dies soll auch durch einen anderen Blick auf Kunst gelingen: Die Ausstellung vereint innovative Ansätze der forensischen Architektur mit künstlerischen, journalistischen, dokumentarischen und wissenschaftlichen Elementen.
Zum Begleitprogramm
Zusätzlich zu den regelmäßigen Führungen durch die Ausstellung, die von der Initiative 19. Februar Hanau durchgeführt werden, organisiert Demokratie leben! Würzburg im Verbund mit weiteren Partner*innen ein Begleitprogramm. Es ist uns wichtig, im Rahmen der Ausstellung einen Dialog zu ermöglichen über Rassismus, Antisemitismus, Gewalt, Macht und Versagen, durch den deutlich wird, dass der Anschlag und das Behördenversagen in Hanau keine Einzelfälle sind, und dass wir uns Rassismus und Antisemitismus als gesamtgesellschaftlichen Problemen stellen müssen. Entstehen soll im MiK ein offener Denk- und Lernort, der sich aktiv gegen rassistische, menschenfeindliche sowie rechtsextreme Kräfte in Deutschland richtet. Er soll die Solidarität mit allen davon Betroffenen zeigen und den gemeinsamen Diskurs fördern. Es wird u.a. Veranstaltungen geben mit der Initiative 19. Februar Hanau, dem Bündnis Tag der Solidarität – kein Schlussstrich Dortmund, der Initiative München OEZ Erinnern, sowie der Initiative TEKİEZ in Halle. Alle Infos zu den Veranstaltungen sind über die Website des MiK zu finden.
Nächste Begleitveranstaltung: Das Kino Central im Bürgerbräu zeigt am Sonntag, 11. August 2024, um 18 Uhr den Dokumentarfilm „Der zweite Anschlag“ (İkinci Saldırı) von Mala Reinhardt. Alle Informationen hier, und Tickets reservieren hier.
Details zur Ausstellung
…ausführlicher auf der Website des MiK… Ein Teil der Ausstellung dokumentiert in einer Zeitleiste sowie in Videorekonstruktionen die Tatnacht. Ein zweiter Teil zeichnet den Kampf der Überlebenden, der Angehörigen der Opfer sowie ihrer Unterstützenden um Erinnerung und Aufklärung nach. In der Ausstellung ist dies in Form von Videos, Podcasts, Wandgrafiken, 3D-Animationen und architektonischen Rekonstruktionen zu erfahren. Die Aussagen der Angehörigen und der Überlebenden spielen dabei eine zentrale Rolle. Die Ausstellung schafft auf diese Weise Raum für eine wissenschaftlich fundierte Gegenerzählung zu den von staatlicher Seite vertretenen Darstellungen der Vorfälle. Das Attentat in Hanau wird als exemplarischer Fall struktureller rassistischer und rechtsextremer Gewalt in Deutschland verhandelt, die eine blutige Spur durch Deutschland zieht: von unter anderem Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen über Solingen, Mölln, Dessau, München, Halle, Wolfhagen-Istha und Hanau bis hin zur NSU-Mordserie.
Rassismus, Menschenfeindlichkeit, Hass, Gewalt und Zerstörung zeigen sich dabei auch in Würzburg: Im Mai 2021 wurde nahe der Straßenbahnhaltestelle „Dallenbergbad“ ein Mahnmal für die Opfer von Hanau eingeweiht. Es zeigte die Porträts der neun getöteten Menschen und deren Namen. Nur zwei Monate später war die Installation im Juli 2021 von Unbekannten beschmiert und demoliert, im März 2022 erneut mit Hakenkreuzen, SS-Zeichen und anderen Schriftzügen verschandelt.
Wir danken für die Unterstützung und Förderung durch: Freundeskreis Kulturspeicher Würzburg e.V. • Stadt Würzburg Würzburger Kulturstiftung • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ • Nemetschek-Stiftung • Petra Kelly-Stiftung
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